Ernst Otto Fischer-Lehrpreis
Der Ernst Otto Fischer-Lehrpreis zeichnet jährlich bis zu drei innovative und erfolgreiche Lehrprojekte aus, die an der TUM umgesetzt wurden. Der Preis würdigt damit das Engagement herausragender Dozierender in der Hochschullehre.
Ziel des Preises ist es, besonders gelungene Projekte zur Verbesserung der Lehre an der TUM öffentlichkeitswirksam auszuzeichnen. Daher wird der Ernst Otto Fischer-Lehrpreis jährlich an bis zu drei Lehrende oder Lehrteams der TUM vergeben, die ein besonders innovatives Projekt zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Lehre umgesetzt haben.
Der Ernst Otto Fischer-Lehrpreis ist ein Ehrenpreis, der nicht mit einer Dotierung versehen ist. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten mit der Verleihung des Ernst Otto Fischer-Lehrpreises eine Urkunde und werden hochschulweit und öffentlichkeitswirksam geehrt, indem die umgesetzten Lehrkonzepte auf verschiedenen Plattformen präsentiert werden.
Den Ernst Otto Fischer-Lehrpreis können sowohl Einzelpersonen als auch Lehrteams erhalten. Voraussetzung für den Erhalt des Preises ist die erfolgreiche Durchführung eines innovativen Lehrkonzepts. In die jährliche Auswahl werden alle Lehrprojekte einbezogen, die eine Förderung durch den TUM-Lehrfonds erhalten, das Projekt umgesetzt und einen Abschlussbericht erstellt haben.
Darüber hinaus ist eine Bewerbung von Personen möglich, die außerhalb des TUM-Lehrfonds ein innovatives Lehrkonzept durchgeführt haben. Diese müssen dazu eine Projektbeschreibung sowie einen Umsetzungs- und Evaluationsbericht des Lehrkonzepts einreichen.
Die Bewerbungen können das ganze Jahr über im Hochschulreferat für Studium Lehre eingereicht werden. Die Auswahl der Projekte erfolgt zeitgleich mit der Jurysitzung des Lehrfonds, die in der Regel im Juli stattfindet.
Preisträger am Department Chemie

Foto: Heddergott
Moderne Konzepte der Naturstoff(bio-)chemie: Prof. Dr. Tobias Gulder erhielt den Lehrpreis für sein innovatives Lehrkonzept, das moderne Naturstoffchemie interdisziplinär an Studierende der Chemie und Biochemie vermittelt. Umgesetzt wird das Projekt in zwei Modulen. In Modul 1, einer klassischen Vorlesung, werden chemische und biochemische Grundlagen und Konzepte der Naturstoffbiosynthese erklärt. Im Folgemodul wird dieses Wissen schließlich um bioinformatischer Kenntnisse erweitert und durch die Kursteilnehmer in einem Workshop-Format aktiv genutzt und vertieft. Am Ende von Modul 2 steht die selbstständige Analyse in Gruppenarbeit von der Arbeitseinheit sequenzierten bakteriellen Genomen bezüglich des Potentials der entsprechenden Bakterien neuartige Naturstoffe herzustellen. Die Ergebnisse dieser Analysen werden anschließend von den Studierenden in Vorträgen präsentiert und die Daten zur Publikation aufgearbeitet. Dies vermittelte den Kursteilnehmern zusätzlich erste Kenntnisse des wissenschaftlichen Schreibens und Publizierens.

(Foto: Andreas Heddergott / TUM)
Fair benoten: Andreas Bauer erhielt den Lehrpreis für das Konzept und die technische Umsetzung eines neuen Systems zur Bewertung von Studienleistungen in chemischen Praktika. Wegen der hohen Teilnehmerzahlen wurde bislang meist das sog. "Stationenpraktikum" eingesetzt, in dem alle Studierenden dieselben Experimente durchführen und dementsprechend nahezu identische Berichte verfassen. Diese stehen dann oft über Studierendengenerationen hinweg zur Verfügung. Das Format kommt meist da zur Anwendung, wo der organisatorische Aufwand so groß ist, dass eine Individualisierung technisch oder organisatorisch nicht umsetzbar ist. An dieser Stelle setzt das neue System an: Experimente und Aufgaben werden in einem Datenpool gesammelt. Ihre Machbarkeit wird dabei anhand gesammelter Leistungsdaten gesichert. Ein differenziertes kriterien-basiertes Bewertungsschema, das sowohl den Schwierigkeitsgrad als auch den Aufwand der Aufgabe berücksichtigt, stellt dabei sicher, dass es nicht zu Falschbewertungen kommt. Bauers' System ermöglicht damit eine individuelle und differenzierte Benotung von Studienleistungen und erleichtert die Arbeit der Praktikumsbetreuer/innen enorm.

(Foto: Andreas Heddergott / TUM)
Theorie und Experiment vernetzen: In einem im Wintersemester 2012/13 durchgeführten Pilotprojekt führten Friedrich Esch und Christoph Scheurer Chemiestudierende erstmals an das experimentelle Arbeiten im Umfeld der physikalisch orientierten Chemie heran. Darauf aufbauend entwickelten die beiden Chemiker ein Konzept für ihr Seminar „Messen – Auswerten – Simulieren“, das eine Brücke zwischen Theorie und Experiment schlägt. Diese Verknüpfung gelingt zum einen durch eine computergestützte Vermittlung von Lerninhalten, zum anderen durch ein praxisorientiertes Semesterprojekt. In diesem bauen Teams von Studierenden Laboraufbauten nach oder entwickeln diese im Rahmen eines zweiwöchigen Laboraufenthalts weiter.

Foto: Andreas Heddergott
SUPEx – Sicherheit beim Umgang mit Pyrotechnika und Explosivstoffen: In der Veranstaltungsreihe von Florian Kraus dürfen Studierende aller Fachrichtungen mit Stoffen experimentieren, die es in sich haben – natürlich unter fachkundiger Aufsicht.
Mit Pyrotechnika und Explosivstoffen eigenhändig Versuche durchführen zu können, ist für Studierende keine Selbstverständlichkeit. Dabei ist der Umgang mit solchen Substanzen nicht nur für angehende Chemiker, sondern auch für Studierende angrenzender Disziplinen von Belang. Gemeinsam mit den Studierenden Felix Kaiser und Andreas Arnold hat Florian Kraus daher erstmals 2012 eine interdisziplinäre Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die derartige Versuche live ermöglicht und die durch Vorträge externer Experten ergänzt wird.
Faszination Chemie erleben
Obwohl es sich bei dieser Reihe um ein freiwilliges Zusatzangebot handelt, wird es gut angenommen: Durchschnittlich finden 100 Studierende den Weg in den Hörsaal, wo es nach allen Regeln der Wissenschaft knistert und kracht. Zum Zug kommt, wer aufgrund eines Motivationsschreibens von den mitorganisierenden Kommilitonen ausgewählt wird.
Neben der Faszination, die von den Versuchen selbst ausgeht, profitieren die Studierenden in den anschließenden lebhaften Diskussionen vom Fachwissen ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen aus anderen Bereichen und erweitern auf diese Weise ihren eigenen Horizont. Aufgrund dieser positiven Erfahrungen sieht das Lehrkonzept vor, die Veranstaltung in das Curriculum der Chemie, der Physik und des Ingenieurwesens zu integrieren.

(Foto: Astrid Eckert)
In der „Computerchemie-Werkstatt“ werden Studierende ermutigt, chemische Fragestellungen eigenständig am Computer zu untersuchen. Gleichzeitig werden sie mit den Möglichkeiten moderner quantenchemischer Theorien vertraut gemacht.
Eine Werkstatt ist ein Raum zum Ausprobieren, zum Erfahren und zum Gestalten. Ein Ort also, der beste Voraussetzungen dafür schafft, sich mit Unbekanntem vertraut zu machen und neue Methoden zu erlernen. Stefan Huber schafft mit seiner „Computerchemie-Werkstatt“ solch einen Raum für Studierende der Organischen und Anorganischen Chemie und ermöglicht ihnen damit, das Potenzial der Theoretischen Chemie für ihre eigenen Forschungsfragen zu entdecken.
In der Forschungspraxis besteht bereits eine enge Kooperation zwischen Theoretischer und (An-)Organischer Chemie. Leider hat sich diese Verknüpfung der Fachrichtungen aber noch nicht stark genug auf die Inhalte der Studienpläne in der Chemie niedergeschlagen. Nach der bisherigen Studienstruktur werden Studierende unzureichend motiviert, Methoden der Theoretischen Chemie für Forschungsfragen in der Organischen und Anorganischen Chemie zu nutzen.
An dieser Stelle setzt Stefan Huber an: Er führt Studierende mittels entsprechender Software an quantenchemische Rechnungen heran und motiviert sie mit dem Leitgedanken „do it yourself“ in der Lehrveranstaltung dazu, selbst auszuprobieren, zu entdecken und zu gestalten – also zu arbeiten wie in einer Werkstatt.